Sonntag, 15. April 2012


erik henningsen, 1886
"barnemordet" 

[ audio ] manchmal stehe ich vor meinen bücherregalen und fordere die luft auf mir ein buch in die hände zu legen. das ist ein bisschen wie im tv zappen. so war es auch heute und wenig später saß ich mit knut hamsuns segen der erde am kaffeetisch.

es ist eine dieser gebundenen ausgaben, die mir einmal vermacht worden ist und der ich die ehre in meinem regal gebe, denn bücher verdienen auch heute noch ein zu hause. zunächst aber las ich diese und andere rezensionen rezensionen! rezensionen um mir einen überblick über die handlung zu verschaffen. der rahmen von segen der erde lässt sich am besten mit einer partie die siedler von catan nachspielen. ferner geht es um den kontrast stadt-land und weshalb ich diesen roman überhaupt hier erwähne um infantizide. kindsmorde.

so schlug ich das buch einfach irgendwo auf (zapping!), landete im zweiten teil, im zweiten kapitel und las von barbro, die ein kind von axel erwartete. (lesedauer: 30min.) hamsun erzählt hierin von einer kindstötung eines neugeborenen, im fachjargon (ganz scheußlich) neonatizid genannt. im vortrag der gynäkologin prof. dr. med. anke rohde der uniklinik bonn können wir nachlesen, dass kindstötungen heutzutage in etwa 40-50 mal im jahr in deutschland vorkommen. wikipedia (jaja) sagt, dass es vor rund 150 jahren noch um die 300 fälle gewesen seien. doch die dunkelziffern sind uns selbstredend damals wie heute nicht bekannt.

heute haben wir allerdings mehr zeit und kraft zu reden. innerhalb der familie, unter freunden, bei der beratungsstelle. heute ackern wir nicht mehr zuhauf auf feldern, in herrenhäusern so dass wir zu müde sind, um uns im bett gedanken darüber zu machen, wenn wir (ungewollt) schwanger sind. es ist durch unser sozialsystem auch keine misere, keine hungersnot mehr, auch wenn armut armut bleibt. nur anders. angepasst an unsere heutige zeit.

eine solche tat in klassifikationssysteme aufgedröselt wird vielleicht verständlicher, doch lässt sie uns dennoch mit dem kopf schütteln. es ist auch vollkommen in ordnung über diese straftat zu fluchen, doch sollten wir dabei nicht vergessen, dass wir es als gesellschaft sind, die unseren teil dazu beitragen. wenn wir weg gucken, oder hingucken und unseren finger hineinpressen, statt unsere hand zu reichen.

4 Kommentare:

  1. http://audioboo.fm/boos/758292-sde

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  2. http://dl.dropbox.com/u/27783678/quatschkommentar16.4.12.m4a

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    1. hörte gerade deine antwort. einen roten faden hatte ich auch nicht. ich trenne diese audio-sache ja vom geschriebenen. in gewisser weise. wenn ich blogge schreibe ich zwar auch so drauflos, bretonmäßig, ne art automatisches schreiben, denken gleich schreiben, aber dann gehe ich später oft noch mal über den text drüber und verändere was. bei audios lasse ich es so und es ist sowieso unvergleichbar automatischer als das schreiben, da soviel direkter. du hast ja aber wohl zuerst geschrieben und dann gelesen, darum ging es mir wohl auch. und ja, die links habe ich mir teilweise angeschaut, aber erst nachdem ich den kommentar sprach. sprach ihn wohl vor allem deshalb, weil es auch ein audio gab, auf das ich antworten konnte. und dass es es überhaupt einen kommentar gab, war wohl wegen hamsun, der für ich, wie gesagt, einer der persönlich berührendsten autoren war. und über kommentare und ihre häufigkeit würde ich mir keine großen gedanken machen. ich hab mal gelesen, dass nur 1 prozent überhaupt kommentiert. die meisten menschen konsumieren eher, als das sie produzieren. naja, muss los. dir noch einen wundervollen tag!

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  3. selbstredend schreibe ich auch aus dem bauch heraus, nur gelingt mir die adaption vom gedanken zum buchstaben, schlussendlich zum text viel besser als das freie sprechen. das wird wohl den meisten so gehen, denn projektion ist an sich doch immer einfacher. (wir sind eben doch gern geborgen oder gefangen, hihi.)

    ich finde sprachkommentare ohne bewussten roten faden jedenfalls sehr interessant. zum einen, weil das wort eine stimme bekommt, somit ein bisschen persönlicher wird; zum anderen, weil ein text durch die intonation des autors verständlicher für den leser werden kann und vor allem aber um sich selbst zu reflektieren. das freie sprechen, wie in diesem kommentar ist eine wunderbare übung gedanken zu ordnen und ihre wurzeln zu gießen.

    diesen blogeintrag schrieb ich vor dem lesen, ja. alles andere wäre über meine kompetenz gegangen.

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