Sonntag, 22. April 2012


http://www.sternennest.de/

[ audio ] wenn sich euer baby im mutterleib entschlossen hat, nicht atmen zu wollen, bekommt ihr einen termin zur ausschabung, werdet narkotisiert und wacht mit einem grausamen leeregefühl wieder auf. das gleiche passiert, wenn du dich als mutter zu einem schwangerschaftsabbruch entschieden hast. das baby ist dann nicht nur tot, in den meisten fällen ist es auch weg. gynäkologen lassen den müttern und vätern keine wahl. ungefragt wird das kind in einen sammelsarg gelegt und die patientin mit schmerzmitteln nach hause vertröstet. wer kommt schon in solcher situation auf die idee nach seinem baby zu fragen? meiner ansicht nach ist das sache des arztes! er sollte bereits im gespräch vor der ausschabung fragen, ob die (ein)eltern ihr baby sehen möchten.

zu hause liegen wir dann mulmig durch die narkose – leer einfach nur leer   in unserem bett und können es nicht begreifen, ja weil wir nichts greifen konnten. wir müssen nun mit dem tod unseres kindes leben, und hängen mit unseren gedanken in der luft. unsere sinne haben keinen ort zum trauern.

versteht mich nicht falsch, niemand sollte gezwungen werden einen verstorbenen anzusehen, gar anzufassen. ich denke vielen würde es auch genügen, ihr baby in einer kleinen schachtel mit watte gepolstert zu wissen. euer gynäkologe kann die schachtel beim gespräch nach der ausschabung vor euch auf den tisch stellen, ihr könnt einmal über das kistchen streichen und erfahrt, wo das feld der sternenkinder auf dem ortsansäßigen friedhof ist. das beruhigt, denn es ist wichtig in klarheit trauern zu können. 

für kinder mit einem gewicht von unter 500g besteht keine bestattungspflicht, dennoch habt ihr einen bestattungsanspruch und könnt euch von eurem gynäkologen eine todesbescheinigung ausstellen lassen, um euer baby fern der gemeinschaftsfelder bestatten zu können. ihr dürft die schachtel, in dem euer baby liegt dann aus der klinik oder praxis mitnehmen und tragt sorge dafür, dass es auf einem friedhof ruhe findet.

wer aber sein kleines zartes kind sehen mag, der öffne vorsichtig den deckel, lege vielleicht ein briefchen hinein und atme ganz tief durch.

Sonntag, 15. April 2012


erik henningsen, 1886
"barnemordet" 

[ audio ] manchmal stehe ich vor meinen bücherregalen und fordere die luft auf mir ein buch in die hände zu legen. das ist ein bisschen wie im tv zappen. so war es auch heute und wenig später saß ich mit knut hamsuns segen der erde am kaffeetisch.

es ist eine dieser gebundenen ausgaben, die mir einmal vermacht worden ist und der ich die ehre in meinem regal gebe, denn bücher verdienen auch heute noch ein zu hause. zunächst aber las ich diese und andere rezensionen rezensionen! rezensionen um mir einen überblick über die handlung zu verschaffen. der rahmen von segen der erde lässt sich am besten mit einer partie die siedler von catan nachspielen. ferner geht es um den kontrast stadt-land und weshalb ich diesen roman überhaupt hier erwähne um infantizide. kindsmorde.

so schlug ich das buch einfach irgendwo auf (zapping!), landete im zweiten teil, im zweiten kapitel und las von barbro, die ein kind von axel erwartete. (lesedauer: 30min.) hamsun erzählt hierin von einer kindstötung eines neugeborenen, im fachjargon (ganz scheußlich) neonatizid genannt. im vortrag der gynäkologin prof. dr. med. anke rohde der uniklinik bonn können wir nachlesen, dass kindstötungen heutzutage in etwa 40-50 mal im jahr in deutschland vorkommen. wikipedia (jaja) sagt, dass es vor rund 150 jahren noch um die 300 fälle gewesen seien. doch die dunkelziffern sind uns selbstredend damals wie heute nicht bekannt.

heute haben wir allerdings mehr zeit und kraft zu reden. innerhalb der familie, unter freunden, bei der beratungsstelle. heute ackern wir nicht mehr zuhauf auf feldern, in herrenhäusern so dass wir zu müde sind, um uns im bett gedanken darüber zu machen, wenn wir (ungewollt) schwanger sind. es ist durch unser sozialsystem auch keine misere, keine hungersnot mehr, auch wenn armut armut bleibt. nur anders. angepasst an unsere heutige zeit.

eine solche tat in klassifikationssysteme aufgedröselt wird vielleicht verständlicher, doch lässt sie uns dennoch mit dem kopf schütteln. es ist auch vollkommen in ordnung über diese straftat zu fluchen, doch sollten wir dabei nicht vergessen, dass wir es als gesellschaft sind, die unseren teil dazu beitragen. wenn wir weg gucken, oder hingucken und unseren finger hineinpressen, statt unsere hand zu reichen.

Montag, 2. April 2012



durch eine twitterin aus iowa ( thank you for your lovely words, my dear. it is good to open my mind while talking to you.  ) erinnerte ich mich an einen meiner liebsten filme. schaut euch die sequenz aus what's eating gilbert grape an und verfeuert die woche!