Montag, 15. Oktober 2012

[ audio ] heute um zehn holte ich die sieben kleinen schachteln aus dem klinikum und fuhr mit ihnen auf den friedhof. dann hob ich das erste oberteil an und grüßte das kleine kindchen. ich hätte die schachteln auch ungeöffnet in den großen sarg legen können, doch da war mir nicht nach.

so stand ich in unserem versorgungsraum. war allein, es war ganz still. in jedem weißen schächtelchen lag ein minimensch, eingehüllt in eine bunte decke. eins trug gar eine mütze, ein anderes nuckelte an seinem daumen.

liebe mütter, liebe väter, ich möcht' nur sagen, ich hab sie wohl gebettet. sie reisen jetzt. ❤

5 Kommentare:

  1. ich bewundere dich sehr für deine einfühlsame und doch so zerbrechliche seele -
    mir kommen die tränen bei diesem post, vor rührung, vor schmerz und auch vor freude. freude darüber, dass es menschen gibt wie dich.

    ich umarme dich!

    AntwortenLöschen
  2. fragte mich, ob ich mit dem wort "reise", welches ich in diesem wie im post zuvor verwendete, zu euphemisch bin?! denn letztlich sind die kinder wahrhaft tot.

    AntwortenLöschen
  3. im ''menschlichen'' denken sind sie tot, ja - in unserem geistigen sein reisen sie zurück und vielleicht auch bald wieder hin...

    AntwortenLöschen
  4. Wunderschön, dieser Text, innig, auch die Audioaufnahme mit dem Gespür für Intonation und Pausen. Dieses Weblog sollte (s)eine Fortsetzung finden.

    Reise ... hm ... Wir wissen es nicht, Stückwerk ist ... und ja, Reise ist ein Euphemismus, was das Wort nicht unpassender macht und auch nicht passender, aber es ist ein wOrt unserer Empathie, einer, an dem es sich sicherer fühlt im Umgang mit Sprachlosen, eine Insel, auf die sie sich zurückziehen kann, ohne den Ozean zu leugnen.

    AntwortenLöschen
  5. lieber ludwig, erst jetzt sehe ich dich und deine wOrte. ich will nun fortsetzen.

    AntwortenLöschen