Samstag, 10. Dezember 2011


(aus: hat opa einen anzug an? amelie fried & jacky gleich)

heute, klassik. die berühmteste frage, die ich wohl gestellt bekomme, ist : ekelst du dich nicht vor den leichen?

natürlich. manchmal. es gibt leichen und leichen. wie schon zu lebzeiten riecht der eine streng, die andere gar nicht. einige verstorbene sind sehr unansehnlich, andere wiederum könnte ich knutschen. ekel dauert allerdings nur sekunden an, danach packt mich der elan und ich freue mich den verstorbenen zu waschen, eventuelles zu nähen, ihn hübsch einzukleiden und ihn danach seelenruhig mit einem lächeln im sarg liegen zu haben. 

auch sehr beliebt : wie war das, als du zum ersten mal einen toten angefasst hast? 

als ich vor dem sarg stand, hatte ich das gefühl von neuland im magen. was erwartet mich? wie komme ich damit zurecht? nachdem der sarg dann geöffnet wurde, ergriff ich sofort die hand des verstorbenen und grüßte seinen leib. es war, als hätte ich nie etwas anderes gemacht. 

und : hast du keine angst, dass die toten dich besuchen? oder, dass sie doch nicht tot sind? 

ich bin ein offener mensch, ich mag besuch. nur nicht zu unzeiten und zu tode erschreckt werden, will ich auch nicht. – erst wenn ein mensch, der mit totenflecken in totenstarre vor mir liegt, nochmal aufsteht, mache ich mir gedanken über diese letzte frage.

2 Kommentare:

  1. bestimmt auch eine klassische frage: wie kommt man zu diesem beruf?

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  2. oh ja.

    kindheitstraum. ich wollte schon immer einen leichenwagen fahren, dachte allerdings :
    das kannst du nicht machen. du kannst doch nix mit toten machen!

    so studierte ich, bekam zwei söhne und der tod mit seinen eigenen kindern saß weiterhin auf meinen wegen. als ich im freundes und familienkreis scherzhaft verkündete, dass ich bestatterin werde, waren die reaktionen sehr gemischt. einige redeten mir begeistert zu, andere waren und manche sind immer noch entsetzt:

    "mensch, du gehörst auf die bühne, an die schreibmaschine, nicht in den keller!"

    ich gehöre der freiheit. mit meinen worten hand in hand, dem tod und all den kindern.

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