Donnerstag, 15. September 2016

[ audio ] ob es mich prägt, die tägliche arbeit mit dem tod, ob es nicht doch zu schwer ist, weil ich oft erschöpft wirke. nun bin ich krank geschrieben, weil mein rechtes knie aus bislang unklaren gründen angeschwollen ist, ich auf das mrt warte, mich schonen soll: damit ist nicht zu spaßen, frau anwander.

in der luft hängend, ohne diagnose darf man ruhig weinen, sich leid tun, finde ich. in meinem kopf sagt eine stimme permanent: aktualisiere den aufnahmebogen.
als ob ich durch ein dickes knie sterbe, aber ich schlage den schwarzen ordner auf, auf dem "für den sterbefall" steht und schreibe "girl in amber von nick cave"* zu meinen trauerfeiermusikwünschen.

siehst du, das ist alles beruflich bedingt; du fotografierst immer nur, weil jemand sterben könnte.
das stimmt nicht ganz. in meinen alten tagebuchaufzeichnungen sind bereits bestattungswünsche zu finden. da war ich 10.

im laufe der jahre starben familienangehörige, gar babys in meinem bauch, haustiere, liebgewonnene menschen, prominente, fremde und in mir verstärkte sich das nicken, ein ja zum tod. die tägliche arbeit mit dem tod scheint mich mit ihm zu versöhnen. sie prägt mich neu, sie verdrängt den gesellschaftlichen konsens, der unsere beziehung zum tod verbockt.


nachtrag: *oder lieber "distant sky von nick cave, ach am besten gleich ganz skeleton tree"