Donnerstag, 28. April 2016

[ audio ] die vergangenen tage lernte ich also eine anfangsperson von h.p. michael haarmann kennen. sein auftreten war offensiv, einladend, kreativ. attribute, die jemand der fantastisch doziert, mit sich bringen sollte. ich möchte am liebsten in seitenlange schwärmerische lobeshymnen verfallen, sein und insofern auch unser seminar beklatschen und danken; allen danken mir danken dir danken ihm danken, aber in diesem blog geht es um den tod. wobei mir nun einfällt, dass michael haarmann immer wieder betonte, wie wichtig es sei, nicht 100% zu machen. eben nicht perfekt und überglücklich zu sein, weil es keine steigerung mehr gäbe. natürlich. wir finden jetzt einfach hierzu den dreh und sagen: 100% bedeute tod. das schöne tolle volle stirbt, weil es einen punkt erreicht hat, an dem es nicht weiter geht. es vergeht.

andererseits vergeht doch eh alles.
es ist wohl dann wie üblich geschmacksache, ob man die dinge intensiv und schnell mag, oder lieber etwas auf kleinerer flamme dehnt. die autokorrektur schrieb /sehnt/ statt /dehnt/. vielleicht sehnt man (sich) auch gerne etwas, wenn man lieber die kleinere flamme wählt. das ganze bleibt unvollkommen, somit am leben; man sehnt sich nach einem höhepunkt, nach einem ende, mag es aber nicht herbeiführen, weil im grunde jeder den tod scheut.

nun haben sie einen teil meiner anfangsperson, die gerne philosophiert, mitbekommen.

michael haarmann nutzte diesen begriff um verständlich zu machen, dass wir zwei, drei, vier, 134 oder 512 personen sind und zwischen diesen switchen.

nun ging es in unserem seminar u.a. um unser auftreten als bestatter in begrüßungssituationen, wenn angehörige wegen eines trauerfalls zu uns kommen.

welche person in uns managt begrüßungen? wie wirkt diese person?

an sie als kunden weitergefragt: welche art person wollen sie vorfinden, wenn sie begrüßt werden? wie wollen sie als trauernder begrüßt werden? mögen sie sätze, wie z.b. 'meine anteilnahme'? möchten sie tradition? oder ist ihnen nach neuerung?

und mit welcher anfangsperson kommen sie ins bestattungshaus?

sicher können sie sich fragen, wozu soll ich mir gedanken um meine person, um mein auftreten machen, wenn meine mutter soeben in der klinik verstorben ist. aber das ist sie ja jetzt in diesem moment nicht.

ich überlege als tochter. als tochter möchte ich mit einer anfangsperson dem tod meiner mutter begegnen, die vor liebe mitstirbt. ich möchte nicht stark sein müssen, nicht kontrolliert, nicht sachlich. naja gut, ich bin vom fach - ich hab den technischen teil im vorfeld geklärt, weiß was sie anzieht, weiß welchen sarg, weiß welches grab - komme also 'vorbereiteter' ins bestattungshaus. deshalb wünsche ich mir in der begegnung am sarg nur gefühle. ich rufe die kollegen an, oder noch besser: ich lasse anrufen! sie sollen sie vom sterbeort abholen, sie wissen ja vorerst alles wichtige und möchte als erstes nur zum trauern ins bestattungshaus kommen. wie ein häufchen elend, oder die trauerweide. 100%.